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  • AutorenbildLutz Jäkel

Fahrt ins Blaue. Eine Reise in die Welt der chilenischen Fjorde.

Reortage

Kreuzfahrten stehen aus Umweltgründen häufig in der Kritik. Einige Reedereien versuchen sich in einer Balance aus Umweltschutz und Entdeckungsreisen. Sie bieten auf Schiffen mit wenig mehr als hundert Passagieren Expeditionen in fast unberührte und einzigartige Naturräume an, die über Land nicht erreichbar sind. Die ökologischen Auflagen an solche Reisen sind oft hoch. Und vor allem versuchen sie eines: die Passagiere zu sensibilisieren für die Schönheiten der Natur, die es zu schützen gilt. Solche Erfahrungen können nachhaltig sein. Wie eine Schiffsreise durch die chilenischen Fjorde.


Sehr früh am Morgen, Kap Hoorn schon in Sichtweite, stehe ich an der Reling, lese in meinem Notizblock: „Ich bin der Albatros, der auf dich wartet, am Ende der Welt. Ich bin die vergessene Seele der toten Seefahrer, die über alle Meere der Erde kamen, Kap Hoorn zu umsegeln. Aber sie starben nicht im Wüten der Wellen, heute fliegen sie auf meinen Schwingen, auf alle Ewigkeit, im letzten Abgrund der antarktischen Winde.“


Diese Zeilen stehen auf einer Tafel am Kap Hoorn Monument, eingefasst in Form eines Albatros. Geschrieben hat sie Sara Vial, eine chilenische Schriftstellerin, in Andenken an die Seeleute, die hier in die Tiefe des Meeres gezogen wurden, vermutlich Zehntausend, vielleicht mehr, alle umgekommen beim Versuch, das südlichste Ende des Kontinents zu umrunden. Rund 800 Schiffe liegen am Meeresgrund. Auf Seekarten sind sie eingezeichnet, ein Haufen roter Schiffssymbole, wie auf keiner anderen Stelle einer Seekarte. Kap Hoorn ist der größte Schiffsfriedhof der Erde. Die Seelen der Ertrunkenen, so glauben die Seeleute hier, leben in den über das Meer majestätisch dahingleitenden Albatrossen weiter.



1616 entdeckte der Seefahrer Willem Cornelisz Schouten dieses Kap, er stammte aus der niederländischen Stadt Hoorn, daher der Name. Eine neue Seeroute zwischen Pazifik und Atlantik war gefunden, bis heute bleibt sie gefährlich. Stürme sind heftig, hoher Seegang eher die Regel. Dennoch blieb Kap Hoorn bis zur Eröffnung des Panamakanals 1914 die wichtigste Verbindung der beiden Ozeane. Zwar hatte knapp ein Jahrhundert zuvor der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan weiter im Norden die später nach ihm benannte Durchfahrt entdeckt, aber Segelschiffe konnten wegen der schmalen Fjorde und der engen Buchten kaum gegen den Wind kreuzen.


Die „Ventus Australis“, unser kreuzfahrendes Expeditionsschiff, wiegt in Sichtweite der „Isla de Hornos“ auf den Wellen, der Anker ist noch nicht geworfen. Erneut stehe ich nach einigen Jahren auf dem Deck eines Schiffes in der Hoffnung, einen Fuß auf die Insel setzen und die Zeilen Sara Vials nicht nur in einem Buch lesen zu können. Beim letzten Mal klappte es nicht, die See war zu stürmisch für eine Anlandung. Dieses Mal scheint das Meer ruhiger zu sein.


Mit mir warten ebenso gespannt weitere 125 Passagiere aus 14 Ländern, gegen die eisigen Winde dick eingepackt in Funktionskleidung, die Schwimmweste bereits übergezogen, die Kameras und Smartphones im Anschlag. Doch wir lassen uns vom Meer täuschen, so ruhig wie es aussieht, ist es nicht. An der Reling steht auch Marcelo Gallo, Expeditionsleiter aus Santiago, mit kritischem Blick. Der 37-jährige hört in sein Funkgerät, die Bestätigung kommt direkt vom Kapitän, dann über die Bordlautsprecher: Anlandung cancelt! Die Dünung ist zu hoch für die Zodiacs, die bordeigenen Spezialschlauchboote. Safety first!


Die Enttäuschung ist vielen Passagieren anzusehen, einmal auf Kap Hoorn zu stehen, Symbol für das Ende der Welt, ist eines der sehnsüchtigsten Ziele bei dieser knapp fünftägigen Schiffsreise durch die chilenischen Fjorde. „Da sehen wir es wieder“, sagt Marcelo, der seit 13 Jahren zur See fährt, „ob es regnet oder schneit, interessiert uns nicht. Der Wind ist unser größter Feind.“ So also bleibt wieder nur der Blick auf die Isla de Hornos, ein neuralgischer Punkt, geografisch wie politisch. Sie gehört zu Chile, aber der Grenzverlauf zu Argentinien ist stets ein Zankapfel zwischen den beiden Ländern.


Wo der Teufel einfriert


Die Reise beginnt einen Tag zuvor in Ushuaia, rund drei Flugstunden von Buenos Aires entfernt. Hier friere selbst der Teufel ein, behaupten die Argentinier, so kalt sei es. Die Stadt mit rund 60.000 Einwohnern liegt mitten in Feuerland und ist das „Fin del Mundo“, das Ende der Welt, wie es überall geschrieben steht, auf Hauswänden, T-Shirts, Tassen. Von hier aus starten die meisten Expeditionskreuzfahrten in die Antarktis, meist zwischen Oktober und März, im Frühling und Sommer der südlichen Halbkugel, dann auch kann man in den faszinierenden Landschaften Patagoniens und Feuerlands wandern oder mit Schiffen durch die Fjorde fahren.



Die „Ventus Australis“ verlässt am späten Nachmittag, fast zu kitschig, unter einem Regenbogen mit dramatischen Wolkenformationen die Pier von Ushuaia. Kaum ausgelaufen gibt es das erste Briefing für die Gäste, alle versammelt auf Deck 5, dem Darwin Deck. Kapitän Alvaro Contreras richtet unprätentiös ein paar Willkommensworte an die Gäste. Die wollen in den nächsten Tagen vor allem eines sehen und erleben: Kap Hoorn (schon mal gestrichen), Gletscher und Pinguine. „Wir versuchen alles“, sagt Marcelo, „aber eine Garantie kann es nicht geben. Hier bestimmt die Natur das Geschehen.“


Also versuchen wir es mit Gletschern. Von Kap Hoorn aus erreichen wir nach knapp 80 Seemeilen die Wulaia-Bucht. Eisig, stürmisch, menschfeindlich ist die Region des Südpolarmeeres, und doch kamen ab dem 18. Jahrhundert Robben- und Walfänger, bauten in den Fjorden ihre Stützpunkte, die Briten züchteten später Schafe auf den weiten Steppen, das lockte andere Europäer aus Kroatien, Deutschland, Spanien oder Portugal an, gegen Ende des 19. Jahrhundert fand man auch noch Gold, später sogar Erdöl. Die indigenen Völker überlebten die Zusammenstöße mit den Europäern nicht, sie wurden umgebracht oder durch Krankheiten dahingerafft, wie in ganz Mittel- und Südamerika.


In Feuerland lebten einst die Yámana, die als Seenomaden in ihren Kanus den Beaglekanal auf und ab fuhren auf der Suche nach Lagerplätzen und Muscheln, ihrer Hauptnahrung. Kleidung wäre schnell nass und kalt geworden, daher lebten sie nackt, rieben sich mit dem Fett von Seelöwen ein gegen die Kälte. Nackt auf Kanus – angesichts des eisigen Windes, der um die Takelage der „Ventus Australis“ weht, eine beängstigende Vorstellung. An den Ufern wärmten die Yámana sich an den Feuern, die Magellan vom Schiff aus sah. Daher nannte er diesen Zipfel Südamerikas Feuerland.


Auf Wulaia befand sich einer der größten Niederlassungen der Yámana. Wulaia heißt in ihrer Sprache „schöne Bucht“. Und das ist sie, ein kleines Paradies üppiger Natur, eingerahmt von schneebedeckten Bergen und dem magellanischen Regenwald. Wir wandern in einer kleinen Gruppe vorbei an Lenga- und Canelo-Bäumen, zahlreichen Farnen, sehen Dihueñe, auch Indianer-Brot genannt, eine Pilzart, die vor allem an der Südbuche in gelben Knotenformen wächst. Essbar, aber geschmackslos.


Wir erreichen einen Gipfel und haben einen fantastischen Rundumblick auf die Einmaligkeit der Landschaften. Auguste Sander aus Berlin, die als Guide die Wanderung führt, bittet uns, den patagonischen Moment, wie sie es nennt, zu genießen, zwei Minuten nur, sich hinsetzen, schweigen, nicht bewegen, weil Funktionskleidung knirscht. Beim Blick in die Weite ist diese Ruhe fast unwirklich.



In die Nacht hinein gleitet unser Schiff mit Kurs Nordwest in den Beaglekanal. Kapitän Fitzroy und der Naturforscher Charles Darwin kamen 1832 auf ihrer Expeditionsreise hier vorbei und waren fasziniert von den Gletschern, an denen sie vorbeizogen. „Beagle“ hieß ihr Schiff und gab dem 240 Kilometer langen Kanal, der südlich der Magellanstraße ebenfalls Atlantik und Pazifik verbindet, seinen Namen.


Poesie der Gletscher


Die „Ventus Australis“ wurde speziell für die schmalen Fjorde und Kanäle mit der geringen Tiefe konzipiert und gebaut, ist mit modernster Navigationstechnik ausgestattet. Ausländische Reedereien sind verpflichtet, stets zwei chilenische Lotsen an Bord zu haben. Bei der „Ventus Australis“ genügt es, einen erfahrenen Kapitän wie Alvares Contreras das Kommando zu überlassen. Contreras, 67, grauer Bart, graue Haare, schmale Statur, wache, sanfte Augen, lächelt, als er erzählt, dass seine Frau seinen kleinen Ring am linken Ohr nicht mag und er ihn deswegen nur selten trage.


Dabei ist dieser Ring eine besondere Auszeichnung. Contreras hat die Spitze um Kap Hoorn schon mit dem Segelschiff umrundet, ganz ohne Motorkraft also, und gehört daher zur exklusiven Bruderschaft der Kab Hoorniers. Das hat neben dem Ruhm noch weitere Vorteile. In vielen Häfen muss er in Kneipen für Getränke nicht zahlen, vor Königen muss er nicht die Kapitänsmütze absetzen. Seit 1972 fährt Contreras zur See, viele Jahre als Lotse in den chilenischen Fjorden, seit 2018 steht er auf der Brücke der „Ventus Australis“. Trotz moderner Technik an Bord, machten Wind, Strömungen, schlechte Sicht das Navigieren auf den Fjorden noch immer zu etwas Spannendem, erzählt der Kapitän gelassen.


Am frühen Morgen im Beaglekanal, der Himmel ist wolkenverhangen, in der Ferne tauchen die schneebedeckten Berge aus dem Dunst des Nebels heraus und erstrahlen in satten Farben. Riesensturmvögel, Königskormorane und Patagonienmöwen ziehen ihre Kreise. Dann der eisige Wind, der mit zwei bis drei Windstärken vor sich hindümpelt, bis er sich – sobald man die Einfahrt eines Fjords passiert – blitzartig auf mehrere Windstärken beschleunigt und ich die Mütze der Windjacke weiter zuziehe.


Und dann das! Nach Grönland und der Antarktis bewegen wir uns durch die drittgrößte Eisfläche der Erde, entlang der Fjorde und der Kanäle schiebt sich eine Reihe von imposanten Gletschern ins Meer. „Schöneres als das Aquamarin dieser Gletscher ist kaum vorstellbar“, schwärmte auch Charles Darwin.


Vom Beaglekanal biegen wir in die Pia-Bucht ein und erreichen den gleichnamigen Gletscher, die Sonne bricht durch die Wolken, das Licht fällt auf das Eis und lässt es Türkisblau leuchten. Die Zodiacs liegen bereit, die Fahrer drücken mit dem Bug an die Plattform, damit der Einstieg vom Schiff aus erleichtert wird. Aber Vorsicht: Dem Crewmitglied nicht nur freundlich die Hand reichen, sondern den gesamten Unterarm greifen. Und dann Cha-Cha-Cha: Schritt auf die Kante des Schiffs – Schritt auf das Zodiac – Schritt in das Zodiac.



Ich habe mich für eine Wanderung angemeldet. Vorbei in Sichtweite des riesigen Gletschers, in dem es immer wieder kracht und knirscht, führt der Trampelpfad durch Matsch und über Felsen. „Bleibt immer im Matsch“, sagt Auguste, „dann rutscht ihr nicht ab!“ Das ist nicht immer leicht, ich halte mich weitgehend daran, einmal nicht und – Zack – rutsche ich aus und kann gerade noch die Kamera auffangen. Nach einer Weile auf einer Anhöhe angekommen, setzen wir uns auf einen Felsen und genießen wieder den „Patagonischen Moment“, absolute Stille mit Blick auf den Gletscher. Wunderbare Momente.


Zurück an Bord stärken wir uns beim Mittagessen. Das Schiff ist kein klassischer Kreuzfahrer, weder Plüsch noch moderne Extravaganz, alles ist eher nüchtern, aber elegant. Es gibt keine Abendshows, keine Gala oder Farewell. Selbst die auf Expeditionsschiffen üblichen Fachvorträge sind überschaubar in der Zahl. Und fragt man nach dem WLAN-Passwort, wird nur müde gelächelt. „Die Leute sollen die Natur genießen und nicht auf ihr Smartphone schauen“, sagt Marcelo, der Expeditionsleiter.


Am Nachmittag erreichen wir den Garibaldi-Fjord an der Südküste Feuerlands und müssen uns entscheiden: Entweder eine Wanderung durch den patagonischen Regenwald zu einem Wasserfall. Oder an Bord bleiben und mit dem Schiff bis an den Garibaldi-Gletscher heranfahren. Beides sehr verlockend. Mit einer kleinen Gruppe entscheide ich mich abermals für die Wanderung, wir werden mit den Zodiacs am Ufer ausgesetzt, erklimmen die steilen Pfaden, klettern durch Buschwerk und über Bäume, durchlaufen einen kleinen Bach, erreichen schließlich den Wasserfall.




Gletscherwasser stürzt in die Tiefe, eiskalt, was einige Mutige nicht von einer kurzen Dusche abhält.

Zurück in den Zodiacs überraschen uns die Guides. Wir fahren mit hoher Geschwindigkeit um einen Felsvorsprung herum, sehen plötzlich die „Ventus Australis“ malerisch vor dem Gletscher liegen. Wir mussten uns also gar nicht entscheiden, die Guides wollten uns nur herausfordern, was ihnen sichtlich Freude bereitet.


Von den Guides erfahren wir, dass in Feuerland und Patagonien Gletscher in wenigen Jahrzehnten entstehen können, in der kalten Antarktis dauert es oft Jahrhunderte. Und entgegen des weltweiten Phänomens, bei dem sich Gletscher durch den Klimawandel immer weiter zurückziehen, oftmals dramatisch, gibt es in Chile Gletscher, die wachsen, sehr wenige, sehr langsam, aber immerhin. Der Garibaldi-Gletscher ist einer von ihnen.


Immer wieder versuchen unsere Guides dafür zu sensibilisieren, dass wir mit dem Schiff in einer der unberührtesten Regionen der Erde unterwegs sind. Damit das so bleibt, fährt das Schiff so gut es geht „eco-friendly“. So hat jeder auf seiner Kabine eine wiederverwendbare Metallflasche, an Bord sind Füllstationen verteilt. Das spare bis zu 5000 Plastikflaschen pro Reise. „Wir haben einige Maßnahmen ergriffen, so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen und doch den Passagieren die Einmaligkeit dieser Natur erleben zu lassen“, erklärt Marcelo.


Daher sind einige Wanderwege mit Holz ausgelegt, um den Untergrund zu schonen, fest installierte Bootstege sollen Erosion verhindern, Schuhe werden in Spezialflüssigkeiten gesäubert, nur Kleingruppen gehen an Land, Crewmitglieder sammeln jeglichen Müll ein, auch angeschwemmten. Der Abfall an Bord wird getrennt, verdichtet und, wo möglich, recycelt. Auch große Mengen an Papier können eingespart werden, seit der Reiseverlauf und das Tagesprogramm nicht mehr – wie auf den meisten Schiffen üblich – ausgedruckt, sondern in das Intranet gestellt werden.


In der Nacht sind wir zum Nationalpark Alberto De Agostini gefahren, erreichen den Águila-Gletscher, der über einer ruhigen Lagune thront, die sich ebenfalls aus einem Gletscher gebildet hat. Die Zodiacs bringen uns an Land, wir machen einen Spaziergang um die Lagune herum bis zum Gletscher, der von tief hängenden Wolken eingerahmt ist.


Enzo Mardones, ein junger Sprachwissenschaftler für Deutsch und Englisch, gerät ins Schwärmen, wenn er über den magellanischen Regenwald erzählt. „Stellt euch vor, es gibt hier nur sechs Baumarten, vor allem die Magellan-Südbuche! Dafür gibt es umso mehr Moose und Flechten“, erzählt der 29-jährige und zeigt auf die verschiedenen Arten auf Bäumen und am Boden. Er reicht eine Lupe: „Schaut euch diese Flechten an. Sieht das bei naher Betrachtung nicht selbst aus wie ein Mikrowald?“



Am Nachmittag erwartet uns der Condor-Gletscher, die „Ventus Australis“ ankert vor dem schmalen Fjord, mit hoher Geschwindigkeit bringen uns die Matrosen mit den Zodiacs an den Gletscher, schließlich dümpeln wir langsam vor der riesigen Eiswand.


Doch diese Nähe birgt eine Gefahr, wie ich vor Jahren in der Antarktis gelernt habe: Durch hunderte tonnenschweren Druck von allen Seiten, durch Temperaturschwankungen ist der Eiskoloss in ständiger Bewegung, Eisbrocken lösen sich, mit einem Zischen, Knallen, manchmal explosionsartig, stürzen sie ins Wasser, sorgen für kleine Tsunamis – die Zodiacs zum Kentern bringen können. Ich frage, und die Guides beruhigen: „Wir sind eben nicht in der Antarktis, dort kalben die Gletscher, Eisberge entstehen, wie in Grönland. Hier aber lösen sich nur relativ kleine Brocken.“ Warum das so ist, bleibt etwas rätselhaft. Aber erst jetzt fällt es mir auf: Es gibt hier keine Eisberge, auch keine kleinen.



Wie tückisch der Wind in dieser Region werden kann, merken wir bei der Rückfahrt mit den Zodiacs Der Wind dreht so plötzlich und stark auf, dass der Kapitän das Schiff seitwärts dreht, damit im Windschatten die Zodicas achtern an die Plattform fahren können. Alle wieder zurück an Bord, gleiten wir den Fjord entlang, doch der Wind drückt so hart an Backbord, dass das Schiff leichte Schlagseite bekommt. Es folgt eine Durchsage: „Bitte vermeiden Sie die Außendecks!“ Schließlich werden sie ganz gesperrt.


Ein Albatros ziehen derweil entspannt seine Kreise um das Schiff, Meerwasser peitscht an die Fenster und Bullaugen. Da ist sie wieder, die Natur. Wären wir zwei Stunden später angekommen, wäre eine Fahrt an den Gletscher nicht möglich gewesen.



Nachts fahren wir in die Magellanstraße ein, am frühem Morgen lässt Kapitän Contreras den Anker vor Isla Magdalena werfen, auf halbem Weg zwischen Feuerland und dem chilenischen Festland. Und nach all den Gletschern, an denen man sich nicht sattsehen mag, kommt am Ende der Reise ein weiterer Höhepunkt, ein watschelnder. Denn auf Isla Magdalena gibt es Magellan-Pinguine, rund 10.000 von ihnen leben auf dieser kleinen Insel, auf deren Anhöhe ein Leuchtturm von 1902 thront. Die Pinguine sind Besucher gewohnt, sie sind wenig beeindruckt von uns, das macht sie umso putziger. Dass die Anlandung auf Kap Hoorn nicht klappte, ist da schon fast vergessen.



© Text & Fotos Lutz Jäkel, 2018. Erschienen als Reisereportage im Magazin Travellers World.

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