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  • AutorenbildLutz Jäkel

"Wir leben in einer Sklaverei!"


Auf der Anti-Corona-Demo am 29.08.2020, organisiert von der Stuttgarter Initiative "Querdenken 711", kam es zu einer denkwürdigen Begegnung. Ich sehe einen Mann, der auf einem Plakat das Porträt eines Schwarzen Sklaven mit einem Mundkorb trägt, mitten unter vielen Demonstrierenden und in Sichtweite der Bühne. Erst habe ich ihn fotografiert, dann habe ich ihn angesprochen. Folgender Dialog ergab sich (man duzt sich auf solchen Demos):

"Ich möchte dir gerne sagen: Ich finde dieses Plakat widerlich. Es ist eine Verhöhnung der Opfer von Sklaverei, das ist dir hoffentlich klar."

"Ach komm. Du bist jetzt der Zweite, der das zu mir sagt. Aber mindestens hundert Menschen haben das heute schon fotografiert, den Daumen hochgehalten und gesagt, dass sie das toll finden."

"Nur weil das vielleicht hundert Menschen toll finden, ist es noch lange nicht richtig. Du benutzt hier eine Abbildung eines Schwarzen Sklaven, von unfreien Menschen also, die teilweise tatsächlich diesen Mundkorb, anders kann man es nicht nennen, tragen mussten."

"Wie krank muss man im Kopf sein, um nicht zu erkennen, dass das ein Zeichen gegen Rassismus ist."

"Bitte? Ein Zeichen gegen Rassismus? Es ist genau das Gegenteil. Du verwendest das Motiv, um, so nehme ich an, einen Vergleich zu ziehen zwischen der Sklaverei und der Situation von heute wegen eines Mund-Nasen-Schutzes, oder?"

"Ja, natürlich. Wir leben heute auch wieder in einer Sklaverei. Deswegen müssen wir diesen Maulkorb tragen. Und du, der ja so einen Maulkorb trägt, bist hier sowieso ganz falsch."

"Es ist eine widerliche Verhöhnung der Opfer von Sklaverei. Um deine Worte zu verwenden: Wie krank muss man im Kopf sein, um das nicht zu erkennen, wenn man einen solchen Vergleich zur Sklaverei zieht."

Er ist dann lachend weiter gezogen, der nächste, der das fotografieren wollte, stand schon bereit.

Ich weiß, auch ich habe mich drastisch ihm gegenüber ausgedrückt. Aber ich war so sauer, als ich dieses Motiv gesehen habe und er von Sklaverei faselte...

Falls jemand entgegnen möchte: "Du pickst dir nur die negativen Rosinen heraus aus einer überwiegend friedlichen Demo", dem sage ich: Nein. Ich habe von diesen Rosinen auf der Demo so viele gesehen und erlebt, daraus kann man Christstollen für das ganze Land backen. Was ich im besonderen bedenklich finde: Niemand der Demonstrierenden hat sich an dem Motiv gestört, niemand ihn zur Rede oder sich in den Weg gestellt, wenn doch, dann allenfalls um ein Foto zu machen. Das also war eine Demo für Freiheit und Liebe, wie Veranstalter und Demonstrierende behaupten. Es war das Gegenteil davon.

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