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  • AutorenbildLutz Jäkel

Schleierhaft

Foto-Essay


Es ist nicht verwunderlich, dass ich als Islamwissenschaftler häufiger gefragt werde, was ich von der Verschleierung halte, vom Kopftuch, einer Niqab, im Allgemeinen subsumiert unter dem Begriff Burka. Ich führe diese Diskussion in regelmäßigen Abständen auch auf meinem Facebookprofil. Dabei werde ich mitunter mit solchen Kommentaren konfrontiert:

"Aha, Lutz! Du bist also der Meinung, es ist gut, wenn Frauen zum Tragen des Kopftuches oder des Hijabs gezwungen werden?!"

Selbstverständlich bin ich nicht dieser Meinung. Es ist mir (Achtung: Wortspiel!) schleierhaft, wie man es missverstehen kann, wenn ich beispielsweise lediglich schreibe, dass rund Zweidrittel der Musliminnen in Deutschland kein Kopftuch tragen, was vermutlich der Annahme vieler widerspricht. Denn Umfragen ergeben, dass mehrheitlich die Menschen in Deutschland eher glauben, dass Zweidrittel der Musliminnen ein Kopftuch tragen. Aber selbst wenn man diese Tatsache angenommen hat, werde ich mit dieser Frage konfrontiert:

"Aha, Lutz! Wenn also Zweidrittel der Musliminnen in Deutschland kein Kopftuch tragen, dann findest du es gut, wenn das andere Drittel dazu gezwungen wird?"

Habe ich das geschrieben? Mit keiner Silbe. Denn selbst wenn rund Eindrittel der Musliminnen in Deutschland ein Kopftuch oder einen Hijab tragen, heißt das noch lange nicht, dass sie dazu gezwungen werden. Von diesen Musliminnen wird auch die Mehrheit es freiwillig tragen. Das ist natürlich nur eine Vermutung, es gibt dazu keine verlässlichen Zahlen. Aber inwieweit spielt das eine Rolle. Für das Tragen gibt es unterschiedlichste Gründe: aus Gewohnheit, aus Tradition, aus religiösen Gründen, selbst aus modischen Gründen, aus Protest - oder eben, weil Papa oder Ehemann sagt: "Trägst du jetzt!" Alles ist möglich. Es gibt sogar die umgekehrten Fälle. Frau sagt: Trag ich jetzt! Mann sagt: Neeeeeiiiin!


Wovon ich überzeugt bin: Es geht - überall! - darum, dass Frauen selbst entscheiden können sollen, ob sie ein Kopftuch oder einen Hijab tragen möchten oder nicht. Keine Frau soll dazu gezwungen werden. Daher ist es gut, dass beispielsweise Frauen im Iran immer wieder dafür auf die Straße gehen, und auch ich wünschte mir, dass sie dafür mehr unterstützt werden. Aber so wenig, wie Frauen gezwungen werden sollen, ein Kopftuch oder einen Hijab tragen zu müssen, so wenig sollen sie gezwungen werden, es nicht zu tragen. Das aber fordern leider häufig Feministinnen, womit sie selbst das Selbstbestimmungsrecht anderer Frauen einschränken.

Burka ist dabei auch für mich kein Thema, denn die braucht wirklich kein Mensch, Frauen erst recht nicht, eine Burka ist frauenverachtend. Die gibt es ohnehin "nur" in Afghanistan. Ein Kopftuch oder ein Hijba sind keine Burka.


Wenn es um das Kopftuch oder allgemein um Verschleierung geht, sollte der Blick nicht immer nach Saudi-Arabien, Iran oder Afghanistan gerichtet sein. Dort sind in der Tat Frauen gezwungen, sich zu verschleiern. Wie unterschiedlich - und wie elegant - aber Verschleierung sein kann, zeigen diese Fotos. Nicht immer dürfte dem Betrachter deutlich werden, in welchem Land ich diese Fotos gemacht habe.




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